Leseprobe

Einführung

Wege durch eine alte Kulturlandschaft Südfrankreichs – das sind traditionell die Maultierpassagen von der Küste des Mittelmeers und aus dem Tal der Rhone zu den auvergnatischen Höfen und Klöstern des Zentralmassivs. Das sind die alten »Drailles«, die Wege der Wanderschäfer, die alljährlich die Schafherden aus den heißen Ebenen des Languedoc auf die grünen Grasflächen des Hochlands im Herzen von Südfrankreich trieben. Das sind vor allem die schönen gepflasterten Pfade, die seit eh und je die mediterranen Berghänge der Cevennen durchziehen und zu abseits gelegenen Dörfern und Weilern in den Hochtälern führen.
Die Cevennen liegen am Südostrand des Zentralmassivs – weit weg von den großen Verkehrsachsen, von den Bettenburgen am Mittelmeer und den städtischen Zentren im Rhonetal. Immer noch ein wenig im Abseits – finden wir eine entlegene Landschaft mit tiefen Tälern, großartigen Bergpanoramen und weiten Hochflächen, bäuerliches Kulturland mit terrassierten Hängen, Stützmauern und Treppen, Brunnen, Wasserbecken und Bewässerungssystemen. Auch die alten Maultierpfade und Verbindungswege sind allgegenwärtig. Die schönsten Wanderwege auf diesen alten Spuren in großartiger Landschaft verspricht dieser Reise- und Wanderführer.

Ardèche und Cevennen, Causses, Canyons und Garrigues – dieses Buch umfasst ein Gebiet von äußerst vielgestaltigen Landschaften: fruchtbare Ebenen und Hügelland mit Weinfeldern und Ölbäumen, Bergkämme und schroffe Täler, fast steppenhafte Hochebenen auf den Causses, weitläufiges Grashochland und gigantische Schluchten. Sie gehören zu den Départements Ardèche, Gard, Lozère und Hérault.

 

Was sind »die Cevennen«?

Hören wir den berühmten französischen Geographen des 19. Jahrhunderts:
Die Cevennen sind so zum Bewundern schön, weil sie sich zwei Klimazonen teilen, zweierlei Vegetationen, zweierlei Naturen. Im Norden und Westen – da ist der Regen, der Schnee, der leichte Nebel, versilbert vom Mond, oder der dichte Nebel, den kein Sonnenstrahl durchdringt, da gibt es Flüsschen, die kleine Täler durchfließen, und wunderschöne Wiesen. Im Süden und im Osten – da ist die große Sonne, die Hitze, der Glanz, die Trockenheit, die Kargheit, der Staub, der Wein, der Ölbaum, seltene, aber gewaltige und klare Wasserfälle, der Schock der Farben und der weiten Horizonte: welche ein Unterschied zwischen dem Tarn bei Pont-de-Montvert und den besonnten Tälern der Gardons, zwischen dem Allier bei Bastide und der Cèze, zwischen dem Quellgebiet der Loire oder des Lignon und den Schluchten der Ardèche! … Auf der einen Seite das französische Sibirien; auf der anderen Seite ein Afrika, wo zwar kein Scirocco brennt, aber ein Mistral bläst …
France, Algérie et Colonies, par M. Onésime Reclus, Paris
Der Hachette von 1908 beschreibt »nur die meridionalen Cevennen vom Mont Pilat im Nord-Osten bis zur Montagne-Noire im Süd-Westen«.
Guide Librairie Hachette, Introduction